Kennt ihr den Großen Tümmler?

Hallo, liebe Delfin-Freunde, hier ist wieder euer FINN!

Großer Tümmler in der Ostsee
(Foto: Polizei Rostock)

Seit April 2023 kann man in verschiedenen Städten, die an der Ostsee liegen, immer mal wieder einen Großen Tümmler beobachten (siehe Foto oben). In Travemünde konnte man ihn sogar von Land aus sehen und in Warnemünde hat er verschiedene Boote begleitet.

Seine Heimat ist die Nordsee

Eigentlich hat diese Delfinart ihre Heimat in der Nordsee und normalerweise schwimmen Delfine immer in großen Gruppen. Delfine, die alleine unterwegs sind, sind also die große Ausnahme.

Ich nenne einmal zwei Gründe, warum Große Tümmler sowie andere Delfinarten nur selten und ohne Begleitung von Artgenossen in der Ostsee angetroffen werden.

Zu wenig Salz

Erstens: Das Wasser der Ostsee ist nicht salzig genug. Die Nordsee enthält doppelt bis zehnmal so viel Salz (35 Gramm pro Liter) als die Ostsee.

Je weniger Salz im Wasser ist, desto mehr Energie verbrauchen die Meeressäuger. Sie werden von ihm nicht so gut getragen wie von Wasser mit einem höheren Salzgehalt.

Ihr kennt das vielleicht von einem Badeurlaub im Mittelmeer. Dort ist der Salzgehalt höher als im Schwimmbad und ihr müsst nicht so viel Kraft aufwenden, um an der Wasseroberfläche zu bleiben.

Gruppen-Tiere

Zweitens sind Große Tümmler eigentlich immer in Gruppen unterwegs. Falls sich mal ein Einzeltier in der Nähe der Menschen zeigt, stimmt meist irgend etwas nicht mit ihm.

Vielleicht wurde es von seiner Schule (so nennt man die Gruppe, in der Delfine zusammen schwimmen) ausgestoßen. Vielleicht konnte es wegen einer Krankheit nicht mehr mit dem Tempo der anderen mithalten.

Den Schweinswalen, die in der Ostsee heimisch sind, scheint der geringe Salzgehalt übrigens weniger auszumachen. Außerdem sind diese Meeressäuger von Haus aus alleine oder nur in kleinen Gruppen unterwegs.

FLIPPER

Die Wasserschutzpolizei in Warnemünde wurde immer wieder von dem einzelnen Delfin, den ihr auf dem Bild ganz oben und über diesem Text auf der linken Seite seht, begleitet. Die Polizisten haben ihn FLIPPER genannt. (Andere Beobachter nennen ihn Delle.)

Manche von euch oder zumindest eure Eltern beziehungsweise Großeltern kennen FLIPPER noch aus dem Fernsehen. Das war in den 1960er-Jahren eine Fernsehserie, in der ein Großer Tümmler die Hauptrolle spielte. Er hatte viele Abenteuer zu bestehen und war „der beste Freund aller Kinder, Großen nicht minder“, wie in der Titelmelodie gesungen wurde.

Na ja, eigentlich waren es mehrere Große Tümmler und alles Weibchen, die den FLIPPER verkörperten.

Da die Delfine jedoch alle grau sind und ein Dauerlächeln im Gesicht haben, fiel es nicht auf, dass ein Tier von mehreren Meeressäugern gespielt wurde.

Weitere Eigenschaften des Großen Tümmlers

Diese Delfinart kommt in allen Ozeanen in tropischen und gemäßigt warmen Gewässern vor – sowohl im offenen Meer als auch in Küstennähe.

Gelegentlich trifft man die Tiere auch in Flussmündungen, Lagunen und Buchten an. Die Küstenpopulationen sind meist ortstreu. Das heißt, sie bleiben in einer eng umgrenzten Region, weil sie dort genügend Nahrung finden.

Delfine schwimmen nämlich nicht freiwillig viele Kilometer am Tag, sondern nur, wenn es wenig Nahrung gibt und sie weite Strecken für den Beutefang zurücklegen müssen.

Kleine Fische stellen ihre Hauptbeute dar. Nur gelegentlich fressen sie auch Tintenfische und Krebstiere.

Flitzen und tauchen

Die normale Schwimmgeschwindigkeit beträgt sechs Kilometer pro Stunde. Doch kurzzeitig können die Delfine auch 20 bis 25 Kilometer pro Stunde erreichen.

Große Tümmler, die in der Hochsee leben, tauchen fünf bis zehn Minuten am Stück. Küsten-Delfine leben in flacheren Gebieten und tauchen wesentlich kürzer.

Große Tümmler im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Rüdiger Hengl)

Flaschennasen-Delfin

Der wissenschaftliche Name des Großen Tümmlers ist Tursiops truncatus. Der Schnabel ist deutlich abgesetzt und erinnert an eine Flasche. Daher heißt der Große Tümmler im Englischen auch Bottlenose Dolphin (= Flaschennasen-Delfin).

Der Delfin ist grau gefärbt und hat einen hellen Bauch. Er kann zwischen 1,9 und vier Meter lang werden. Sein Gewicht liegt in der Regel zwischen 150 und 300 Kilogramm. Es gibt aber auch bis zu 650 Kilogramm schwere Große Tümmler.

Ein neugeborenes Kalb (Delfin-Babys nennt man Kälber) ist 65 bis 105 Zentimeter groß und 15 bis 30 Kilogramm schwer.

Zähne und Flossen

Der Große Tümmler hat etwa 80 Zähne. Diese sind nicht in Schneide-, Eck- oder Backenzähne unterteilt wie bei uns Menschen, sondern haben alle ein gleiches kegelförmiges Aussehen.

Delfin im Meer (Foto: Rüdiger Hengl)

Dank seiner sichelförmigen dunklen Finne (Rückenflosse) kann man ihn gut erkennen und von anderen Delfinarten unterscheiden.

Bedrohungen

In manchen Ländern – zum Beispiel in Japan – werden Delfine gejagt und ihr Fleisch wird von Einheimischen gegessen.

Doch die Hauptgefahr sind Fischernetze. Darin verfangen sich Delfine oft und ersticken. Auf diese Weise sterben weit mehr Meeressäuger als durch aktive Bejagung.

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung des Großen Tümmlers beträgt in freier Natur etwa 25 Jahre. In Gefangenschaft werden die Tiere jedoch oft deutlich älter.

Das Delfinmännchen „Moby“ starb 2018 im Tiergarten Nürnberg mit etwa 58 Jahren. Das Delfinweibchen „Nellie“ wurde sogar 61 Jahre alt. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 2014 im Marineland Florida und war offenbar der älteste bekannte Große Tümmler.

Mimik und Sprache

Auch wenn der Delfin stets zu lächeln scheint, kann er keine Mimik zeigen. Die hochgezogenen Mundwinkel sind angeboren. Auch im Tod „lächelt“ er noch.

Die „Sprache“ der Tümmler wird seit Jahrzehnten erforscht.

Bei Delfinen gibt es viele verschiedene Lautäußerungen:
*** Laute, die unter Wasser ausgestoßen werden (Hydrosounds) sowie Laute in der Luft (Air sounds)
*** Pfiffe
*** langsame Schnarrfolgen
*** Laute, die anderen Geräuschquellen ähneln (Menschen, Fischen, Enten, Möwen, Bootsmaschinen, Insekten etc.)
*** Geräusche, die sie von sich geben, wenn sie aufgeregt sind (Bellen, Kreischen, Hämmern etc.)
*** verschiedene nicht stimmliche Laute, wie Kiefernklappern, Niesen, langsame und schnelle Atemlaute, Darmgeräusche, Blähungen, Schwanzschläge, Wassergeräusche beim Schwimmen an der Oberfläche, beim Springen usw.
*** Ultraschall-Laute für Echo-Erkennung und Echo-Navigation (sogenannte Klicks). Diese stoßen sie aus, wenn sie auf Beutefang sind.

FINN schläft.
(Foto: Susanne Gugeler)

Es gäbe noch viel mehr über die Großen Tümmler zu erzählen. Schließlich sind sie die am besten erforschte Delfinart der Welt.

Doch nun mache ich erst mal ein Ruhepäuschen und halte es wie die Delfine: Ich schlafe immer nur mit einer Gehirnnhälfte.

Bis zum nächsten Mal!
Euer FINN
Mehr über Delfine, die immer mal wieder in der Ostsee aufgetaucht sind, erfahrt ihr hier.
Stöbert mal im Inhaltsverzeichnis. Dort gibt es noch viel mehr über Delfine und Wale zu erkunden.