Können Wale Pickel kriegen?

Hallo, liebe Delfin-Freunde, hier ist wieder euer FINN!

Interview mit Günther Behrmann
(Foto: Rüdiger Hengl)

Stellt euch vor, ich habe einen richtigen Wal-Experten getroffen. Günther Behrmann heißt er. Er war viele Jahre lang Präparator und hat die Skelette von über 200 Waltieren zusammengepuzzelt.

Was ein Präparator tut, darüber habe ich euch früher schon einmal erzählt.

Günther und ich haben uns schnell angefreundet. Wir saßen ganz gemütlich in einem Café zusammen und ich durfte ihm Fragen stellen. (Susanne, die Günther noch viel länger kennt als ich, war übrigens auch mit dabei und hat mitgeschrieben, was Günther geantwortet hat.)

Interview mit Günther

  • FINN: Hast du dich schon als Kind für Wale und Delfine interessiert?
  • Günther: Nein, Waltiere wurden damals, als ich klein war, nicht im Unterricht besprochen. Außerdem wohnte ich in einer Gegend, in dem es kein Meer, also auch keine Meeressäuger gab.
  • FINN: Wann war deine erste Begegnung mit einem Wal?
  • Günther: Oh, das ist schon sehr lange her. Meinem ersten Wal begegnete ich auf einem Wagen, der durch unsere Ortschaft fuhr. Früher hat man gestrandete Wale auf einen großen Wagen gepackt und mit einer Zugmaschine abgeschleppt. Da Leute, die nicht am Meer lebten, keine Möglichkeit hatten, einen Wal zu sehen, hat man das tote Tier oder ein Modell davon zu den Menschen gebracht. Das Tier, das ich auf so einem Wagen bestaunt hatte, war ein Blauwal – also das größte Tier der Welt. Später bastelte ich dann aus Knetmasse ein Modell vom Blauwal.
  • FINN: Welche Wal-Art hast du als Erstes präpariert?
  • Günther: Das war ein Großer Tümmler. Leider war das Tier schon ziemlich verwest, so konnte ich die Organe nicht mehr gut erkennen. Später habe ich dann 50 Schweinswale in Einzelteile zerlegt. Das sind übrigens meine Lieblingswale. Alle Tiere waren an der Nordseeküste gestrandet. Insgesamt waren es über 200 Meeressäuger, die ich präpariert habe. Die Skelette haben Museen bekommen oder haltbar gemachte Organe wanderten in die Lehrmittel-Abteilungen von Schulen und Universitäten.
  • FINN: Wow! 200 Wale – das ist ja eine Menge! Nun habe ich eine eher witzige Frage: Können Wale eigentlich auch Pickel bekommen?
  • Günther: Ja, sie haben auch Pickel und Akne – so wie junge Menschen. Alle Wale werden nämlich mit Haaren an der Schnauze geboren. Diese brechen aber recht früh ab. Und wenn in die Abbruchstelle – also in den Haarkanal – schmutziges Wasser gelangt, so entsteht eine Entzündung – also Akne. Genauso wie Menschen können Wale auch Karies bekommen. Kaputte Zähne habe ich schon bei verschiedenen Tieren entdeckt.


Auf dem Foto kann man die kleinen Gruben sehr gut erkennen, aus denen die Haare gewachsen sind
(Foto: Tim Hüttner).
(Zum Vergrößern bitte anklicken.)

  • FINN: Und wie sieht es mit Seitenstechen aus? Kriegen das Wale auch, wenn sie schnell schwimmen?
  • Günther: Nein, denn sie atmen unter Wasser nicht. Sie können lange tauchen, ohne Luft holen zu müssen. Seitenstechen bekommen wir Menschen, wenn wir zu schnell und zu tief atmen, während wir Sport treiben. Wir haben dann zu wenig Sauerstoff im Muskelgewebe. Wale dagegen können den Sauerstoff sehr gut im Muskelgewebe speichern. Mit diesem Sauerstoff werden wichtige Körperregionen – zum Beispiel das Gehirn – versorgt.
  • FINN: Auf was muss man besonders achten, wenn man ein Organ eines Wals untersuchen möchte?
  • Günther: Das Gehirn eines toten Wales darf nicht älter als neun Stunden sein, bis man es unter die Lupe nimmt. Danach zerfällt es und man kann nichts mehr richtig erkennen.
  • FINN: Jetzt habe ich dich lange genug mit Fragen gelöchert, lieber Günther. Dein Kaffee ist bestimmt schon kalt geworden.
  • Günther: Das habe ich doch gerne gemacht, FINN. Tschüs oder Moin, moin, wie wir in Norddeutschland sagen.